Blockchain – von der Strategie zur Umsetzung * Talk mit Frank Bolten von Chainstep

Blockchain. Wann, wie und wo will, kann oder soll man diese Technologie nutzen? Die Antwort ist weder einfach noch eindeutig. Selbst Blockchain-Experte Frank Bolten, Managing Partner bei CHAINSTEP, sagt klar und deutlich: „Hier geht es noch ein Stück weit um ein Herantasten".  Der Einsatz ist stark von der jeweiligen Situation im Unternehmen und dem Markt abhängig.

Bei Projekten, die CHAINSTEP betreut, kommen unter anderem folgende Werkzeuge und Prinzipien zum Einsatz:  Design Thinking, Agile oder Business Canvas/Blockchain Canvas. Aus Gesprächen mit Kunden und dem Feedback aus Veranstaltungen wissen die Experten bei CHAINSTEP außerdem, dass ihre umfangreiche Use-Case-Sammlung hilfreich ist.
* Geschäftsmodell-Muster und Blockchain-Charakteristika
Diese Projektbeispiele sind nicht zuletzt als Anregung gedacht. Gute Erfolge wurden erzielt, indem sogenannte Geschäftsmodell-Muster beschrieben und mit Blockchain-Charakteristika gematcht wurden.
In Kooperation mit der Hamburger Universität wurde zum Innovationsforum Blockchain eine Art Kartenspiel konzipiert: Auf einer Seite wird das Geschäftsmodell-Muster beschrieben, auf der anderen Seite die Möglichkeiten, die die spezifischen Charakteristika der Blockchain bieten. Zwei Beispiele sollen dieses Vorgehen verdeutlichen:
*Beispiel: Tracking and Tracing
Auf der einen Seite der Karte stehen Beispiele von Unternehmen sowie eine kurze, kompakte Beschreibung. Zum Beispiel wird unter „Track & Trace“ die Nachverfolgung von Produkten sowie die Überwachung von Standortparametern verstanden. Dies ermöglicht die Lokalisierung von Produkten an bestimmten Standorten sowie die Prognose von Lieferterminen. Die andere Seite der Karte enthält die Blockchain-Charakteristika, die für dieses Geschäftsmodell-Muster interessant sind – und welchen Nutzen die Blockchain so bringen kann: Transaktionen werden in Echtzeit nachverfolgbar. Dadurch kann eine lückenlose Dokumentation der Supply Chain erfolgen.
* Beispiel: E-Commerce
Auch in diesem Fall steht auf einer Seite der Karte die kompakte Beschreibung des Geschäftsmodell-Musters: Produkte werden über virtuelle Vertriebs- und Handelswege abgesetzt und Transaktionen elektronisch abgewickelt. Mithilfe des hohen Automatisierungsgrades können Unternehmen noch mehr potenzielle Kunden gewinnen. Die automatisierte Auswertung von Kundendaten erlaubt zudem, künftige Verkaufsstrategien optimal und individualisiert auf Kundengruppen abzustimmen.
Auf der anderen Seite der Karte steht, welchen Nutzwert die aufgeführten Charakteristika der Blockchain-Technologie bieten: Blockchains ermöglichen die effiziente und automatisierte Abwicklung komplexer elektronischer Transaktionen. Für Käufer und Verkäufer kann ein dezentraler und vertrauensbasierter Reputationsnachweis erfolgen.
Die Karten wurden mit dem Ziel entwickelt, dass Unternehmen Anregungen von den Geschäftsmodell-Mustern erlangen können. Selbst wenn man nicht mit Commerce zu tun hat, kann man sich dennoch eine Idee holen, die für die eigenen Anforderungen passen könnte.
* Öffentliche oder private Blockchain?
Ist der Use-Case geklärt, steht eine weitere wichtige Entscheidung an: Nutzt man eine öffentliche oder eine private Blockchain?
Entscheidungs-Bäume verschiedener Art liefern unterschiedliche Sichtweisen auf die Blockchain. Wiederum stellt sich die Frage: Was ist die richtige Entscheidungs-Logik, die zu dem jeweiligen Use-Case passt? Eine öffentliche, eine private oder eine hybride Blockchain?
Der Experte empfiehlt auch hier, mehrere dieser Tools und Entscheidungs-Matrixen als Unterstützung einzusetzen und in den Entscheidungsprozess einzubeziehen. Und sich dabei auch die Fragen zu stellen (siehe Grafik): „Where does Blockchain make sense?“ und „Do you even need Blockchain?“ Also: „Wo macht Blockchain Sinn?“ und „Brauchen Sie Blockchain überhaupt?“
* Fragen – um Prozesse in Gang zu bringen
Ein paar Fragen, die man sich selbst stellen und beantworten sollte, hat Frank Bolten sinngemäß von einer Veranstaltung mit Prof. Dr. Gilbert Fridgen, vom Fraunhofer FIT (Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik), übernommen:
– In welchem Fall könnte ein Intermediar stören?
– Wo passieren Fehler mit den Daten? Wo wird manipuliert oder ähnliches?
– Wo sind zu viele Stakeholder involviert?
„Solche Fragen hängen wir gerne auch zu Beginn eines Workshops in den Raum und bitten die Teilnehmer: Schaut da immer mal wieder drauf, lasst euch das durch den Kopf gehen und notiert euch Dinge die euch einfallen. Das hilft wirklich, um einen Prozess in Gang zu bringen.“ berichtet der Blockchain-Experte.

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