aWATTar ist das Startup der Woche 51. Dynamischer Stromtarif bringt Energiewende nach Hause.

Zwar haben erneuerbare Energien bereits einen großen Einfluss auf die Strompreise im Großhandel, jedoch werden die Preisschwankungen nicht an die Endverbraucher übertragen. Gerade Privathaushalte haben durch die festen Strompreise keinerlei Anreiz ihren Verbrauch nach der aktuellen Verfügbarkeit von erneuerbar erzeugtem Strom anzupassen, um so bei viel Wind und Sonnenschein von geringen Strompreisen zu profitieren. Damit die Energiewende auch beim Verbraucher ankommt, hat das Startup aWATTar aus Österreich ein innovatives Stromprodukt aufgelegt. Mehr dazu hat uns CEO und Co-Founder Simon Schmitz im Interview verraten.

Simon, wie würdest du in einem Satz beschreiben, was aWATTar anbietet?
Bei uns gibt es den echtesten Ökostrom: er wird dann günstiger, wenn es windig und sonnig ist.

Sehr interessant, das können ja bisher die wenigsten Versorger anbieten. Wie funktioniert es, dass euer Strompreis dynamisch ist?
aWATTar ist ein neuartiger Stromversorger, der eine spezielle grüne Mission verfolgt und völlig unabhängig von anderen Stromversorgern unterwegs ist. Das Kernprodukt ist ein Stromtarif, der sich an den stündlichen Strombörsenpreisen orientiert und somit günstiger wird, wenn es besonders windig oder sonnig ist. Da die Energieriesen schon lange über solche Tarife reden, aber bisher nicht viel unternommen haben, sind wir einfach selbst damit gestartet, und zwar in Österreich, wo es schon einige „Smart Meter“, also intelligente Messgeräte gibt, die eine Grundvoraussetzung für eine stündlich genaue Abrechnung des Verbrauchs sind. Wir bieten das prinzipiell für alle Endkunden und auch Gewerbe an, allerdings macht es dort am meisten Sinn, wo es Potenziale für eine automatische Lastverlagerung gibt, was meistens durch dezentrale Speicher ermöglicht wird, z.B. bei Wärmepumpen, E-Autos oder Batteriespeichern.

Seid ihr denn die Ersten damit?
Ja, wir bieten den ersten wirklich dynamischen Stromtarif für Endkunden im deutschsprachigen Raum! Wir bringen bereits die Erfahrung aus Österreich mit, wo wir Hunderte von Kunden jeden Monat mit unserem Tarif HOURLY und unserem eigens dafür konzipierten Customer Relations Management (CRM) abrechnen. Was ebenfalls im Markt noch nicht zu finden ist und wir gemeinsam mit unseren Partnern bereits jetzt realisieren, ist eine automatische Lastverlagerung von Verbrauchern, bei der sich die Kunden um keine Hardware-Installation oder lästige tägliche Überwachung ihrer Geräte kümmern müssen. So gelingen Einsparungen von um die 50 % des Strombörsenpreises ohne Komfortverlust, und ohne, dass es erhebliche Hürden wie eine Hardware-Installation oder Investitionskosten gäbe.

Da seid ihr ja produktseitig schon echt gut unterwegs. Werfen wir einen Blick auf euer Geschäftsmodell. In welcher Form nehmt ihr euch eure Marge für den Stromvertrieb und habt ihr schon einen Ansatz für die Bepreisung von Lastverschiebungen?
Wir haben uns von Anfang an gesagt, dass wir kein Geld damit verdienen wollen, dass Kunden mehr kWh verbrauchen. Deswegen verdienen wir unsere Marge bei Privatkunden nur an einer transparenten Grundgebühr, und der Energiepreis ist ohne Marge an die Börsenpreise indiziert. Perspektivisch wollen wir uns auch an der Einsparung, die wir für die Kunden generieren, beteiligen. Das nimmt dann die Form einer Servicegebühr an, die einen Prozentanteil des Bonus ist, der durch die inteligente Lastverlagerung zustande kommt.

Du hattest erwähnt, dass ihr in erster Linie Privatkunden adressiert. Habt ihr da spezielle Kundengruppen im Blick? Und eine zweite Frage: Welche Kooperationsmodelle könnt ihr euch fernab des Endkundengeschäfts mit anderen Unternehmen vorstellen?
Aus Endkundenperspektive adressiert unser Angebot Kunden mit Geräten im Haushalt, deren Verbrauch signifikant ist, automatisiert zeitlich verlagerbar ist, und idealerweise fossile Energien ersetzt. Am besten in diese Kategorie passen Wärmepumpen, E-Autos und Batteriespeicher. Weswegen wir auch auf eine Vertriebszusammenarbeit mit Herstellern genau dieser Anwendungen besonderes Augenmerk legen. Wir bieten prinzipiell all unsere Services, d.h. alles von der Tarifgestaltung, dem Anmeldeprozess und dem Tarifwechsel über den Stromeinkauf und das Risikomanagement bis hin zum Energiemanagement beim Kunden, und zur Abrechnung inkl. Zahlungsabwicklung und Mahnwesen, auch als White-Label Produkt an.

Alles klar! Wo steht ihr dabei, euer Produkt in den Markt zu bringen? Und wie sehen die nächsten Schritte für euch aus?
Wir sind seit 2015 am österreichischen Markt aktiv und mittlerweile ein vollumfänglicher unabhängiger Stromversorger. Insbesondere im letzten Jahr haben wir erfolgreich damit begonnen, mit marktführenden Partnern wie sonnen (Batteriespeicher) oder iDM Energiesysteme (Wärmepumpen) Produkte in Österreich aufzulegen, die die Flexibilität von Stromkunden belohnen und für unsere Partner Mehrwert durch Produktdifferenzierung schaffen. Diese Vertriebsstrategie wollen wir jetzt ausbauen, u.a. mit neuen Partnern im Bereich E-Mobilität, mehr Ressourcen im Vertrieb, und vor allem dem Markteintritt in Deutschland! Dafür suchen wir derzeit ein Investment von ca. 500.000€.

Simon, vielen Dank für die Einblicke. Du hattest schon kurz erwähnt, dass ihr sowohl Vertriebspartner für Deutschland als auch einen Investor sucht. Diese beiden Gesuche finden unsere Leser nun auch im Energieloft Projektmarktplatz. Danke dir, für’s Einstellen.

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