Adaptricity ist das Startup der Woche 16: Zielgerichtete Planung und Optimierung von Verteilnetzen.

Der Stromsektor unterliegt einem ständigen Wandel, nicht zuletzt durch die Energiewende. Diese veränderten Rahmenbedingungen haben einen nachhaltigen Einfluss auf den Betrieb und den Ausbau von Verteilnetzen. Um den Anschluss an die neuen Gegebenheiten nicht zu verlieren, unterstützt Adaptricity Stromnetzbetreiber dabei, sich auf diese Entwicklungen einzustellen und die Versorgungssicherheit auch in Zukunft auf einem hohen Niveau zu halten. Wie das im Detail funktioniert, erklärt uns Marketingmanagerin Isabelle Reiser.

Hallo Isabelle, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast! Zum Einstieg: Wie würdest du Adaptricity in einem Satz beschreiben?
Adaptricity entwickelt innovative, cloud-basierte Netzanalyse-Tools, die dabei helfen, den Betrieb und die Planung von elektrischen Verteilnetzen im Rahmen der Energiewende kosteneffizienter zu gestalten.

Klingt sehr interessant! Könntest du eure Technologie etwas genauer beschreiben?
Gerne! Adaptricity.Sim ist eine cloud-basierte SmartGrid-Plattform, welche zeitreihen-basierte Simulationen und Analysen von aktiven Verteilnetzen erlaubt. Hierzu integrieren wir alle im Netz verfügbaren Daten in die Plattform. Direkt nach dem Import werden die Netzdaten zudem auf ihre Qualität hin geprüft und eventuelle Auffälligkeiten und Fehler (z.B. Messdatenlücken) korrigiert. Das alles geschieht automatisiert und in wenigen Minuten. <br> Die darauf aufbauenden Netzsimulationen und -analysen geben einen völlig neuen Einblick ins Verteilnetz und schaffen Transparenz bis zum einzelnen Hausanschluss. Dabei ermöglicht Adaptricity.Sim weitaus realistischere und dynamischere Simulationen und Netzanalysen als es herkömmliche Tools tun – heutige und zukünftige Netzengpässe werden schnell identifiziert und spezifisch passende Lösungen in allen Aspekten plausibilisiert. Gleichzeitig setzen wir viel Wert auf die Benutzerfreundlichkeit unserer Plattform. Neben einer präziseren Netzplanung und Optimierungen im Netzbetrieb eröffnet unsere Technologie auch neue Anwendungen wie Netz-Monitoring mit SmartMeter-Daten oder ein effektiveres Asset-Management.

Smart-Grid ist ja gerade in aller Munde. Wie schafft ihr es denn, euch langfristig von der Konkurrenz abzuheben?
Unsere SmartGrid-Simulationsplattform eröffnet einzigartige Möglichkeiten, um elektrische Verteilnetze und die Herausforderungen durch die Energiewende zu analysieren. Dies hilft beispielsweise dabei, die Effekte der zunehmend dezentralen Stromerzeugung zu analysieren oder die Auswirkungen der anwachsenden Elektromobilität abzubilden. Aufgrund dieser Erkenntnisse lässt sich nicht nur die bestmögliche Netzplanungs-Strategie wählen, sondern es lassen sich auch kostenintensive Netzverstärkungen und Fehlinvestitionen vermeiden. Dabei analysieren wir beispielsweise auch die Auswirkungen von verschiedenen Netz-Optimierungsmethoden und modernen SmartGrid-Technologien und prüfen diese auf den finanziellen Mehrwert für Verteilnetzbetreiber. Konkret können so im Rahmen der Energiewende im Durchschnitt potentiell 10-20% der Kosten für Netzausbau und Netzbetrieb eingespart werden.

Verstehe! Wie gestaltet sich euer Geschäftsmodell dazu?
Wir verwandeln wissenschaftliche Expertise in effektive, einfach anwendbare Softwareprodukte im Bereich Netzanalyse. Dabei ist uns wichtig, dass wir jedem unserer Kunden eine individuell auf ihn zugeschnittene Lösung anbieten können. Für kleinere Verteilnetzbetreiber, welche keine oder lediglich eine kleine Netzplanungs-Abteilung umfassen, bieten wir dabei vorwiegend Consulting-Services im Zusammenhang mit unserer SmartGrid-Plattform an. Grössere Verteilnetzbetreiber unterstützen wir zusätzlich auch mit Software-Services.

Und welchen Markt addressiert ihr mit euren Lösungen?
Unsere primären Kunden sind Verteilnetzbetreiber im DACH-Raum. Diese sind zuständig für die Planung und den Betrieb der Stromnetze in ihren jeweiligen geografischen Gebieten, welche flächenmässig zwischen 100km2 und 100’000km2 variieren können. Zusätzlich planen wir momentan auch eine Expansion in weitere Länder, insbesondere in Skandinavien, Italien, Grossbritannien und die USA.

Alles klar, dann kommen wir jetzt zu meiner letzten Frage: Wo steht ihr denn gerade in der Entwicklung eures Produkts und der Realisierung weiterer Projekte?
Neben unseren vielfältigen Kundenprojekten mit Verteilnetzbetreibern im DACH-Raum sind wir regelmässig auch an Forschungsprojekten beteiligt. Ein Beispiel hierfür ist das Leuchtturmprojekt SoloGrid (www.sologrid.ch) welches wir 2015–2017 in Partnerschaft mit dem Schweizerischen Bundesamt für Energie (BFE), Alpiq GridSense, Landis+Gyr und AEK durchgeführt haben. Ziel des Projekts war es, den Einfluss und die Wirkung von innovativen SmartGrid-Technologien (GridSense) in Verteilnetzen unter realen Bedingungen zu untersuchen. Mit unserem strategischen Investor LEONI, dem führenden europäischen Hersteller von Kabeln und Kabelsystemen, konnten wir zudem einen Partner gewinnen, mit dem wir die Kombination von intelligenter Hardware und innovativen Softwarekomponenten weiter voranzutreiben können, um eine umfassende Daten- und Analyse-Plattform für die Stromnetze der Zukunft zu ermöglichen. So arbeiten wir momentan gerade an einer Lösung, welche ein zustandsorientiertes Asset Management der Netzinfrastruktur ermöglicht.

Vielen Dank für das spannende Interview, Isabelle! Wir wünschen euch für alle weiteren Projekte viel Erfolg! Wie ihr auch als Energieloft-Call festgehalten habt, sucht ihr noch Kooperationspartner für die Realisierung von Pilotprojekten. Interessenten dürfen sich also gerne bei euch melden!

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