EnerNext ist das Startup der Woche 17: P2P energy trading

Die Möglichkeit einer dezentralen und unmittelbaren Energieversorgung hat sich mittlerweile fest in der Debatte um zukunftsträchtige und nachhaltige Energieerzeugungs- und Handelsmodelle etabliert. Auch unser Startup der Woche ist von den Entwicklungen rund um Blockchain und den Peer-to-Peer Stromhandel überzeugt und hat genau zu diesem Zweck eine digitale Plattform entwickelt. Was genau dahinter steckt, erfahren wir von CEO Marc Müller-Stoffels im Interview.

Hallo Marc! Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Würdest du uns zum Einstieg kurz erklären, was es mit EnerNext auf sich hat?
Gerne! EnerNext ist ein Energieökosystem, dass designed ist, um Prosumern zu helfen die Eigennutzung von lokal generiertem Grünstrom mit Hilfe von Energiespeichern und Peer-to-Peer-Handel zu maximieren.

Das klingt sehr spannend! Wie funktioniert der Peer-to-Perr-Handel mit EnerNext denn im Detail?
EnerNext ist ein Systemintegrator, der die aktuelle Konvergenz von Entwicklungen in den Sektoren Energietechnologie, Automatisierung, Digitalisierung, Big Data und KI und dem Internet-of-Things voll nutzt, um einen neuen kommunalen und kollaborativen Ansatz zur Energieversorgung umzusetzen. Im ersten Schritt werden dazu Prosumer mit PV-Anlagen mit kommunalen Stromspeichern vernetzt, die im Niedervoltnetz angeschlossen werden und immer eine kleine Kommune bei der koordinierten Selbstversorgung mit Solarstrom unterstützen. Dabei nutzen wir eine Machine-to-Machine Handelsplattform, welche KI-basierte Vorhersagen nutzt um jedem Prosumer die notwendige Batteriespeicherkapazität flexibel zur Verfügung zu stellen und Überschüsse an andere Prosumer zu vermarkten. Wir nutzen SmartMeter und eine Blockchain-Lösung, um die Abrechnung transparenter und kosteneffektiver zu gestallten. Auf längere Sicht werden wir unser Ökosystem für andere Hardware- und Softwarelösungen öffnen um, z.B., hochflexibles Lastmanagement und netzdienliche Nutzung von E-Auto-Ladeinfrastruktur zu ermöglichen.

Danke für die ausführliche Antwort! Nun gibt es ja schon einige Startups, die sich mit dem Thema beschäftigen. Worin unterscheidet ihr euch von denen?
Wir haben ein Modell gefunden wie wir unseren Kunden selbst bei bestehenden Regeln für den Netzbetrieb, vom ersten Tag an einen besseren Strompreis bieten können als andere Anbieter von Batterielösungen. Dabei muss der Kunde weder erheblich Anfangsinvestitionen leisten, noch eine Batterie in seinem Haus anschließen. Unsere grösseren Batterien lassen sich einfacher als Flotte steuern und an den Regelleistungsmärkten vermarkten als aggregierte Batterien in Haushalten. Preisvorteile ergeben sich durch Skaleneffekte bei den Stromspeichern und da wir erheblich weniger Messstellen betreiben müssen als das mit verteilten 'behind-the-meter' Systemen der Fall ist.

Wenn ihr euren Kunden einen solchen Vorteil bietet, habt ihr sicherlich ein effektives Modell zur Refinanzierung eurer Plattform, oder?
Richtig. Für Endkunden haben wir die Option einer monatlichen Flatrate, oder eines traditionelleren Mixes aus Grundgebühr und Verbrauchsabrechnung. Welches Modell wir einsetzen werden, hängt von weiterer Marktforschung ab. Am Regelleistungsmarkt nehmen wir an den wöchentlichen Auktionen teil. Wir haben ein detailliertes Modell entwickelt, um zu wissen was wir pro Kunden und Jahr einnehmen müssen. In konservativen Modellrechnungen kann ein grosser Teil der Batteriekosten aus dem Regelleistungsmarkt getragen werden. In Zukunft planen wir, weitere Services auf der Platform anzubieten, von Demand Response mit Haushaltsgeräten, Sektorenkopplung mit thermischen Speichern, und flexiblem E-Autoladen, bis hin zur Möglichkeit Strom an den lokalen Sportverein zu Spenden, z.B. für den Flutlichtbetrieb.

Du hast gerade eure "Endkunden" angesprochen. Befinden diese sich aktuell auf einem eingrenzbaren Markt?
Ja. Unser erster Markt ist Deutschland, und dort adressieren wir zunächst Prosumer welche eine neue PV Anlage haben oder planen. Ab 2021 kommen Prosumer hinzu, für welche die Einspeisevergütungen auslaufen. Diese Gruppe wächst jedes Jahr mit derzeitigem Gesamtpotential von über einer Million Kunden. Wir haben außerdem vor, uns ab 2022 weitere liberalisierte Strommärkte in Europa zu erschliessen.

Marc, das bringt mich auch schon zu meiner letzten Frage: Wie würdest du denn die aktuellen und zukünftigen Tätigkeiten von EnerNext zusammenfassen?
Wir haben ein sehr solides Geschäftsmodell entwickelt, welches auch beim derzeitigen Stand der Regeln für den deutschen Strommarkt funktioniert. Außerdem haben wir optimale Energiespeichergrössen, unter Berücksichtigung der Anforderungen des PRL Marktes, durch Simulationen für verschiedene Haushaltsgrössen entwickelt. Derzeit entwickeln wir die Spezifikationen für unsere Softwareplattform und die Energiespeicher im Detail weiter. Wir arbeiten an einer Finanzierungsrunde und entwickeln Partnerschaften, um die Umsetzung eines Pilotprojektes zu verwirklichen.

Vielen Dank für das spannende Interview! Wir wünschen euch bei der weiteren Entwicklung eures Startups viel Erfolg und verweisen dafür an dieser Stelle auch auf euren Energieloft Call, in welchem ihr Investoren für eure Plattform sucht. Interessenten sind herzlich eingeladen, sich mit euch in Kontakt zu setzen.

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